Italien weckt in mir so viele Erinnerungen, nähergebracht hat es mir meine Großmutter, sie ist mit mir über viele Jahre Anfang der 70er Jahre nach Jesolo gefahren. Vormittags Hotel Aurora und Strand, nach dem Mittagessen Siesta und am Spätnachmittags mit dem Valporetto hinüber nach Venedig. Für sie war Italien "das Reiseland Nr.1".
Sie bereiste vorallem die Küsten. Ich habe noch ihren kleinen Reiseführer "Nimm mich mit" aus den 50 Jahren. Das Motto dieses Reiseführers ist gleich in den ersten Worten nachzulesen:
"Nichts ist so kostbar wie die Zeit der Menschen, die arbeiten; am kostbarsten wird ihre Zeit wenn sie sich auf einer Ferienreise von ihrer Arbeit erholen."Reisen hieß durch die Länder fahren, das Auto machte die Menschen unabhängig und frei. Der kleine Campingwagen, war für meine Großmutter und ihren Mann das Symbol für Freiheit. Es war die Zeit wo reisen erschwinglich wurde und sich immer mehr Deutsche das Reisen leisten konnten.
Doch auch meine Urgroßmutter bereiste bereits 1927 Italien, ein halbes Jahr lang, und sie nahm ihre Enkeltochter, meine Mutter mit. Meine Urgroßmutter gehörte dem Bildungsbürgertum an und für sie war es eine Erholungs- und Bildungsreise. Mit Sicherheit hatte sie Wolfgang von Goethes "Reisetagebuch" als Reisebegleiter dabei.
Seine Italienreise begann am 3. September 1786, um drei Uhr früh, als er sich aus Karlsbad fortstahl, um nach Italien aufzubrechen. Er holte etwas nach, das er nach dem Willen seines Vaters schon früher hätte unternehmen sollen. Die Italienreise gehörte im 18. Jahrhundert als Kavalierstour zum festen Bestand der vornehmen Erziehung. In einer hochrädrigen Kutschen ist er über die Alpenstraßen gen Süden gerumpelt. Die Reise führte durch das sonnige Italien und seine klassischen antiken Städte, deren Kunstschätze und Denkmäler. Obligatorisch waren die Stationen; Rom, Neapel, Pompeji, Vesuv und Paestum. An ihnen sollte man sein Wissen erweitern und Weltkenntnis erwerben.
Ich entdecke Italien wieder neu, am liebsten mit der Bahn, wandern durch Landschaften und Städte, Menschen begegnen, Geschichte und Kultur kennenlernen. Ich reihe mich ein in eine Kette Italienreisender vor mir, allen voran meine Mutter, Großmutter und Urgroßmutter. Gerne schließe ich mich der Bildungsmaxime von einst an: "Wissen erweitern und Weltkenntnis erwerben."